Ich war und ich bin
Ist Ihnen einmal aufgefallen, dass die meisten Menschen auf die Frage, was sie denn beruflich machen, mit „ich bin“ antworten? Ich bin – oder besser war – Berater, Geschäftsführer, Krankenhausgeschäftsführer, Verbandsvorstand. Ich bin immer noch Ökonom, systemischer Coach, Autor, Trainer und Organisationslehrer.
Mein Name ist Jörg Gottschalk. Seit 1995 beschäftige ich mich in unterschiedlichen Funktionen und Rollen mit unserem Gesundheitswesen, mit Krankenkassen, Krankenhäusern und ihren diversen Unter- und Seitenorganisationen, mit Führung, Organisation, mit Geld und vor allem anderen mit Menschen in Organisationen.
Diese unterschiedlichen Rollen haben mir die Gelegenheit gegeben, manchen radikalen Blickwechsel zu vollziehen, Organisationen und Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven zu erleben. Der Wechsel von der Krankenkassen- auf die Krankenhausseite beispielsweise. Oder – nach meinem Ausscheiden aus der Krankenhausgeschäftsführung – zahlreiche Chefarzt-Coachings. Führung selbst leben und trotzdem immer wieder tief abtauchen in die tiefen der Organisation. Zwei Blickwinkel – zwei Welten. Solche Perspektivwechsel sind es, die mir heute dabei helfen, als Führungs- und Prozesscoach neue Wege aufzuzeigen.
Heute liegt mein Denk- und Arbeitsschwerpunkt auf den Themen Lean Hospital und Agiles Arbeiten in der Krankenhausorganisation. Zwei Seiten einer Medaille, von der ich überzeugt bin, dass sie nicht nur einen großen Teil unserer heutigen Probleme lösen, sondern auch die Krankenhauswelt in den nächsten zehn Jahren maßgeblich mit prägen werden.
Es geht stets um drei Anforderungen, die wir unter einen Hut bringen wollen:
- effiziente, kundenorientierte Prozesse
- Vernünftige wirtschaftliche Ergebnisse
- Und mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen
Anforderungen, die sich nicht automatisch wechselseitig ausschließen, sondern sich wechselseitig bedingen. Wenn man die üblichen Denk- und Handlungsmuster überwindet.
Meine Arbeit
Begonnen hat meine persönliche Lean-Reise im Jahr 2010 mit der Einführung von Lean Management in meinem damaligen Berliner Krankenhaus. Ich habe erlebt, wie enorm groß das Potenzial ist, das sich in unseren Prozessen verbirgt. Zeit-, Geld-, Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheits-Potenzial. Ich habe erlebt, wie engagiert und kompetent Mitarbeitende ihre eigenen Prozesse verbessern und ihre Probleme lösen, wenn man ihnen eine vernünftige Struktur dazu gibt. Für die meisten Themen braucht es keine Berater, sondern lediglich Möglichkeiten. Ich habe erfahren, dass sich Berufsgruppengrenzen und auch Hierarchiegrenzen förmlich pulverisieren, wenn man das Setting und die Struktur ändert. Und Gelegenheiten schafft.
Für die nun vermutlich letzte Periode meines Berufslebens habe ich mir vorgenommen, genau diese Gedanken in die Krankenhauswelt zu tragen und daran mitzuwirken, dass wir überkommene Prozesse und Strukturen neu denken, um sie dann neu zu gestalten.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass wir diese Art der unklaren Führung und der chaotischen Organisation noch lange durchhalten. Wir verlieren unsere Mitarbeitenden, unsere Qualität leidet und wir verbrennen Geld. Und all das ohne Not.
Ich leiste meinen Beitrag zu dieser Entwicklung auf unterschiedliche Weise.
Der Roman beschreibt die Entwicklung eines ganz normalen Krankenhauses auf dem Land, das sich in kürzester Zeit aus dem engen Regiment eines börsennotierten Krankenhauskonzerns befreit und sich zu einem selbständigen, wirklich patienten-, versorgungs- und mitarbeitergetriebenen Krankenhaus entwickelt. Dieses Krankenhaus will anders sein als die anderen. Besser für seine Patienten und für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und wirtschaftlicher. Es hat eine klare Idee von seiner Zukunft.
Der Hauptprotagonist des Romans, Felix Bender, ist Geschäftsführer eben dieses Melbecker Krankenhauses, als der Start-up-Milliardär Björn Meiersiek das Krankenhaus übernimmt. Dessen Ziel ist klar: den Grundstein für einen Krankenhauskonzern legen, der das Patientenwohl wieder in den Mittelpunkt stellt. Gemeinsam mit der Ärztin Luise Pickart macht er sich daran, das Unternehmen von Grund auf umzukrempeln. Felix Bender, in den traditionellen Sphären der Konzernkrankenhauswelt großgeworden, taucht, quasi über Nacht, ein in eine völlig neue Welt, in der die alten Regeln der Krankenhausführung auf einmal nicht mehr zu gelten scheinen. Er durchlebt im Eiltempo seinen ganz persönlichen Entwicklungsprozess, während er gemeinsam mit Luise Pickart und dem jungen Lean Manager Steffen Ganz seine Organisation konsequent neu erfindet.
Zunächst einmal mit meinen Büchern. Zuletzt erschienen sind mein erster Sach-Roman „Krankenhaus Melbeck – Disruption“ und „Das ist Lean Hospital“.
Mehr über meine Bücher finden Sie hier: Krankenhaus Melbeck (2020), Agile Krankenhausführung – Teamboarding in der Praxis (2020) und „das ist Lean Hospital“ (2022). Mit meinem Podcast „das ist Lean Hospital“ erreiche ich regelmäßig mehr als 2000 interessierte Menschen – und hoffe natürlich, dass es kontinuierlich mehr werden.
Seitdem Corona nicht mehr derart unser Leben bestimmt, halte ich wieder mehr Vorträge – intern wie extern. Ich rege zum Neudenken an und zeige Wege auf. Mich freut es, wenn aus solchen Vorträgen und Diskussionen dann neue Initiativen entstehen. Mein Eindruck heute ist mehr denn je, dass die Zeit ganz offensichtlich reif für neue Ideen ist. Wie hat es vor kurzem ein Krankenhausgeschäftsführer so treffend formuliert: „letzter Ausweg lean“.
Selbstverständlich begleite und unterstütze ich Organisationen auf ihrer Leanreise. Ich bilde interne Unterstützer aus, führe Teams in die kontinuierliche Verbesserungsarbeit ein und unterstütze die Organisation und ihre Führungskräfte durch gezieltes Coaching und gezielte Trainingsangebote.
Als Führungs- und Prozesscoach begleite ich Vorstände, Geschäftsführer/Geschäftsführerinnen, Chefärzte/Chefärztinnen und Pflegedirektoren/Pflegedirektorinnen im Sinne eines kritischen Weg- oder Situationsbegleiters. Als systemischer Coach bemühe ich mich um einen Blick von außen auf das gesamte Beziehungssystem. Ich scheue mich auch nicht, meine persönliche Erfahrung und meine Meinungen aktiv in einen solchen Prozess einzubringen, ohne allerdings meinem Gegenüber seine eigene Sicht, Wahrheit und vor allem nicht seine Verantwortung abzunehmen.
Eine besondere Herausforderung stellt die Begleitung sogenannter „kritischer Teams“ dar. Teams also, die frustriert sind, in ihrer eigenen Konfliktwelt gefangen sind und sich so quasi bewegungslos dem „ungeliebten“ Alltag ausliefern. Meine Erfahrung ist, dass diese Teams nicht in erster Linie „Vereinbarungen“ benötigen, wie es klassischerweise im Teamcoaching passiert. Stattdessen ringen sie um einen Ausweg. Konflikte in der Arbeitswelt resultieren meist aus lange ungelösten Organisationsproblemen, die sich über die Zeit zu Beziehungsproblemen mit teils persönlicher Dimension auswachsen. Die Lösung für solche Störungen liegt praktisch nie in der Bearbeitung der sichtbaren Beziehungsprobleme, sondern in der gemeinsamen Lösung der zugrundeliegenden Organisationsprobleme. Wenn sich Zusammenarbeit verbessert, verbessert sich auch fast immer Beziehung. Es sei denn, es wäre dafür bereits zu spät.
Das ist, was ich heute tue. Lean oder Agil beschäftigten sich sehr viel mit Handwerk, Mechaniken, Methoden. Ungeachtet dessen sind sie vor allem eines: nämlich Führungsthemen. Fortschritt entsteht durch fortschrittliche Führung. Denn es bewahrheitet sich immer wieder der Satz: Veränderung wird von unten gewollt und von oben behindert. Daran möchte ich etwas verändern und dazu beitragen, dass wir einen neuen Blick auf die Art und Weise werfen, wie wir in Zukunft Krankenhaus organisieren und Prozesse gestalten. Und natürlich – wie wir führen.
Insofern ist Lean für mich ein Angebot zum Neudenken und Andershandeln, so wie auch meine eigene berufliche Biografie genau davon immer wieder geprägt war und ist: von Neudenken und Andershandeln, das uns auf einen Weg bringt, die Qualität unserer Krankenhäuser zu erhalten und auszubauen und unseren Mitarbeitenden wieder dazu bringt, den Beruf, den sie einst aus guten Gründen gewählt haben, wieder gerne auszuüben.
Scheuen Sie nicht, mich zu kontaktieren, wenn Sie sich darin wiedererkennen, wenn Sie nach Veränderung suchen, wenn Sie bereit sind, einen neuen Weg einzuschlagen. Ich begleite Sie gern und freue mich auf Ihre Initiative.
Ihr Jörg Gottschalk
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